Immer wieder liest man ja mal Aussagen wie „Ich mag lieber Bilder, die nicht bearbeitet wurden.“ oder „Ein bearbeitetes Foto ist kein Foto mehr!“.
Viele haben schon darüber geschrieben, hier nun auch meine (vereinfachte) Sicht der Dinge.
Zuerst: Was ist denn eine Bearbeitung? Wo fängt sie an, wo hört sie auf?
So manch einer wird jetzt sagen, dass das doch klar sei. Das ist es aber nicht.
Eine digitale Kamera nimmt nämlich kein Bild auf, sondern speichert die Daten des Sensors. Und das ist kein Bild, sondern besteht nur aus lauter Einsen und Nullen, die Dir zum Beispiel kein Browser anzeigen könnte, da es eben kein Bildformat ist. Damit man was sehen kann, muss aus diesen Daten ein Bild „entwickelt“ werden. Das geschieht dann nach bestimmten Vorgaben des Kameraherstellers. Wer schon ein Mal ein sogenanntes RAW in einer entsprechenden Software angesehen hat, wird bemerkt haben, dass es zum Beispiel sehr flau wirkt. Also werden dort Kontraste, Helligkeit, Farben usw. angepasst, dass es gut anzusehen ist. Daraus wird dann zum Beispiel ein jpg, png oder ähnliches erzeugt. Das ist dann ein Bild, was man sich zum Beispiel mit Browser in einer Galerie im Netz betrachten kann.
Und daher ist es jetzt schon bearbeitet.
Ja, jetzt könnte man ja sagen, das wäre dann ja aber das natürliche Bild. Nein, kann man nicht, denn es ist nur die Interpretation der Rohdaten nach vorgegebenen Einstellungen. Und das hängt eben von den Kameraeinstellungen ab, wie es (intern) passiert.
Wenn ich also nun meine Bilder selbst „entwickle“, dann ist es einfach so, dass ich das nicht einem beim Kamerahersteller arbeitenden überlassen, sondern das selber machen möchte, und zwar nach meinem Empfinden und meinem Geschmack. Manchmal sogar je nach Laune anders.
Ich vermute aber mal, dass die meisten nicht das Bearbeiten meinen, sondern das verfälschen. Allerdings kann ich die Aussage dann immer noch nicht verstehen oder nachvollziehen.
Denn manchmal sind einfach Dinge auf dem Bild zu sehen, die extrem stören. Sei es nun ein Flugzeug was gerade Kondensstreifen hinterlassen hat, obwohl man bei einem Shooting eine mittelalterliche Szene im Kopf hatte oder ein Pickel, der bei der Person vor der Kamera gerade unvorteilhaft auf der Nase prangt. Die retuschiert man recht einfach, und fertig.
Ich meine hiermit jetzt nicht das, was man von der Werbebranche kennt, wo Models 10 Kilo leichter aussehen. Aber selbst das ist immer noch ein Foto und Geschmackssache. In diesem Fall der Geschmack des Auftraggebers oder der Masse, die sich die Werbung ansieht.
Dann gibt es noch die Compositings. Also ein Bild, welches Elemente aus verschiedenen Fotos beinhaltet. Manche Werke sieht man so natura gar nicht, aber Kreativität will sich eben so auslassen.
Fotos sind ein Ausdruck der Kreativität, und wenn ich ein Foto verfälschend bearbeite, ist da immer noch ein Foto. Sonst hätte ich es ja auch zeichnen können (Das können andere sehr viel besser). Also entscheidet doch nicht danach, ob ein Foto so geblieben ist, wie es aus der Kamera kam (was eh nicht jeder unterscheiden kann), sondern erfreut Euch an dem Bild, was Euch gezeigt wird. Und wenn es euch nicht gefällt (da haben wir das wieder mit der Geschmackssache) dann ist das völlig in Ordnung, wir sind alle verschieden. Ich finde Bilder von Blumen auch auf Dauer langweilig, und es gibt sehr viele davon im Netz.
Okay, ich glaube, mein Standpunkt ist damit relativ deutlich geworden, und vielleicht wurde es auch nicht von allen bis zum Ende gelesen, aber es war mir so, das zu schreiben. 🙂